Meshell ist mit jeder Katze gut Freund hier. Durch ihr ausgeglichenes Wesen trägt sie oft maßgeblich zum Schön-Wetter in der Cattery bei, denn sie kann mit den Jungtieren genauso gut wie mit den erwachsenen Katzen. Sie wirkt äußerst integrierend auf unser Katzenrudel und macht sich dadurch unentbehrlich. Seit wir in den Norden in eine größere Wohnung gezogen sind, scheint sie auch ihren Spieltrieb neu entdeckt zu haben: Sie spielt und jagt mit jeder Katze, die sich gerade anbietet es ist wunderbar mitanzusehen!
Vor einigen Jahren war Meshell eher eine scheue Katze, die sich bei Besuch gar nicht gezeigt hat. Inzwischen schmust sie mit jedem, den sie kennt, sogar mit Gästen, die nur einige Stunden bleiben. Sie erkennt sogar ihre Favoriten unter unseren Freunden schnell wieder und schmeißt sich ran. Exzessives Schmusen bis hin zur Belagerung, dass man nicht mehr fernsehen kann, macht sie aber nur bei uns. Das schönste für Meshell ist, wenn man ihr die Ohren sanft knetet. Zum Dank wischt sie dann ganz liebevoll ihre feuchte Nase an einem ab....
Mit den Jahren wurde Meshell immer schrulliger, wir mögen ihr meckerndes, fast vorwurfsvolles Miauen, wenn sie Aufmerksamkeit will - oder Thunfisch. Meshell hat die Gabe, zu unterscheiden, ob die Aufgemachte Dose Thunfisch oder was nicht leckeres enthält. Leider hat sie halt mit dem Schreien auch immer die Konkurrenzfresser herbei gerufen... Die beste Zeit, ordentlich mit Menschen zu schmusen ist immer im Bad, wenn der Mensch auf Toilette sitzt. Da wurden wir auch gnadenlos um Aufmerksamkeit angebrüllt, bis man auf dem Schoß liegen darf.
Eine schöne Eigenschaft, die Meshell schon von fast kleinauf hat ist: sie gibt immer ein Gurr-Geräusch von sich, wenn man sie (überraschend) fasst. Wenn sie das nicht macht, ist sie "kaputt", denn es funktioniert wirklich immer, sofern es ihr gut geht.
Im April 2008, nachdem Stefan sich von mit getrennt hat, ist Meshell mit zu mir umgezogen. In 2008 hat sie insgesamt 3 Narkosen über sich ergehen lassen müssen. Bei den ersten beiden OPs im März und Mai wurden ihr beide Gesäugeleisten entfernt, weil sie Mammatumore hatte. Man hat aber alles im Guten abgeschnitten und Lymphe und Blut waren tumorzellenfrei. Sie gilt jetzt als geheilt und ich hoffe, ihr noch ein paar Jahre dadurch geschenkt zu haben, denn die erbsengroßen Tumore waren bösartig. Im Oktober 2008 hat sie auf einmal angefangen, schlecht zu fressen und kein Trockenfutter mehr zu kauen. Sie hatte schlimm entzündetes Zahnfleisch und nach insgesamt 3 Wochen Antibiotikum (gespritzt natürlich, Meshell nimmt keine Tabletten mehr seit März) hat ihr der Tierzahnarzt Dr. Fahrenkrug schließlich 5 Zähne gezogen. Schon 2 Tage später knackte sie wieder das Trockenfutter und ist seither wieder die olle Schrulle, die ich so liebe!
Im April 2009 begann sie, öfters trocken zu husten, als ob sie ein Haar im Hals hätte. Ich kämmte sie öfters und gab ihr Malt-Paste. Doch schon bald mochte sie auch ihre geliebte Malt-Paste nicht mehr und während das Husten nicht seltener wurde, schien sie auch ganz langsam immer dünner zu werden, obwohl sie fraß. An Ostern Mitte April besuchte mich dann Pat, Meshells Züchterin, und sie war froh, die Katze nochmal und in solch gutem Zustand zu sehen. Danach ging es aber immer nur noch bergab. Anfang Mai hustete Meshell mindestens einmal täglich - zumindest was ich mit bekam. Und es fiel auf, dass sie manchmal da lag und mit dem ganzen Körper atmete, regelrecht pumpte. Wenn man sie dann anfasste, gurrte sie und atmete dann wieder normal. Auch sonst schien sie noch die Alte, bettelte um Futter, frass aber weniger und kein Trockenfutter mehr. Am 9. Mai, einen Tag nachdem ich von Marlowes Tod erfahren hatte, ging ich angstvoll mit Meshell zum Tierarzt - aber Abhören und Abtasten waren ergebnislos, ihre Lunge und ihr Herz klangen gesund und normal. Auch hatte sie nichts im Hals. Sie bekam Kortison gespritzt und wie durch ein Wunder hustete sie 4 Tage lang überhaupt nicht - zumindest habe ich es nicht mit bekommen. Auch ihr Appetit wurde etwas besser dadurch. Doch dann begann das Husten wieder und ich beschloss, in der kommenden Woche neues Kortison zu holen, damit es ihr wieder besser geht. Leider kam es nicht mehr dazu. Grade mal eine Woche nach dem Tierarztbesuch bekam meine Lieblingsschrulle nachts einen Erstickungsanfall. Ich wollte grade um halb 2 Uhr früh (wie immer viel zu spät) ins Bett gehen, da würgte sie und schäumte, hatte nasse, weit aufgerissene Augen und bekam sichtlich kaum Luft. Ich dachte schon, dass es das war, aber ich konnte sie noch in die Tierklinik bringen. Auf dem Weg wurde es schon besser, zumindest konnte sie in üblicher Manier jammern. Der Tierarzt konnte auch beim Abhören nichts feststellen, aber er sah schon, dass die Mundschleimhäute leicht bläulich wirkten, sehr dunkelrot auf jeden Fall. Das Röntgenbild brachte es dann an den Tag: Meshells Lunge war randvoll mit Metastasen. Ich war geschockt, besonders, als ich zum Vergleich das Röntgenbild von Vorjahr sah, was vor den Mamma-OPs gemacht wurde. Meshells ehemals gleichmäßig dunkel abgebildete Lunge war überall grisselig und hell.
Ich war völlig getroffen. Ich hatte an vieles gedacht, aber irgendwie nicht daran, dass sie wieder Krebs bekommen könnte bzw. noch haben könnte. Meshell hatte Anfang 2009 noch eine Kur mit Renalzin bekommen, um ihre Nierenwerte zu senken, die recht hoch waren, wenn auch grade noch im Soll. Erst wenige Tage zuvor war Marlowe wegen Nierenproblemem eingeschläfert worden und ich war froh, dass ich das bei Meshell erstmal abgebogen hatte. Aber jetzt war ihre Lunge voller Metastasen - ihr Todesurteil....
Mit Antiastmatikum und Kortison im Gepäck habe ich sie wieder nach Hause mitgenommen, wohl wissend, dass meine primäre Aufgabe sein würde, den richtigen Zeitpunkt fürs Einschläfern zu finden. Zunächst hoffte ich noch, dass sie so gut auf diese Medikamente reagiert, dass sie noch mit Lebnsqualität ihren 14. Geburtstag erleben kann. Aber ich merkte schon am gleichen Tag, dass sie immer wieder würgte und auch speichelte und dann auch nach Luft rang. Sie würgte dann Metastasen hoch und der Tierarzt sagte, dass sie auch daran ersticken könnte. Schnell war klar: Ich kann sie nicht alleine lassen, nicht dass ich sie erstickt nach der Arbeit auffinde... Sie fraß auch nur noch die Leckerlies, die Pat an Ostern mitgebracht hatte und die gingen zur Neige. Gut, dass ich Sonntag daran dachte, dass ich noch eine Dose Thunfisch hatte - von der hat Meshell noch mit richtig Appetit fast alles gefressen. Ausgerechnet an diesem Wochenende war meine Tierärztin auf einem Seminar und somit nicht zu fassen. Als ich schließlich ihren Mann erreichte, sicherte er mir zu, dass seine Frau am Sonntag Abend noch zu mir kommt. So hatte ich also den ganzen Samstag und auch das meiste vom Sonntag Zeit, mich von meiner langjährigen Begleiterin gebührend zu verabschieden. Meistens wollte sie aber die ganze Aufmerksamkeit nicht und Bonnie fand es ganz blöd, dass ich mich mehr um Meshell als um ihn kümmerte. Aber wir hatten unsere schönen Momente in diesen 2 Tagen und ich hoffe sehr, dass ich es richtig gemacht habe. Ihre Medikamente haben schon etwas geholfen - aber ich habe sie ihr auch doppelt so häufig wie vorgeschrieben gegeben. Sicherlich habe ich ihr ein paar Tage geklaut, aber die wären nicht wirklich toll gewesen und von Erstickungsanfällen begleitet. Und ich hätte es unerträglich gefunden, wenn sie erstickt wäre....
Das schlimmste für mich war die Hilflosigkeit, dieses Gefühl, loslassen zu müssen und nicht zu wissen, wie man so was möglichst "richtig" macht. Und ich habe mich entsetzlich einsam gefühlt, auch wenn ich mit ganz vielen Leuten telefoniert habe, um überhaupt irgendwie klar zu kommen. Der einzige Mensch, dem ähnlich viel an Meshell gelegen hat, nämlich Stefan, hat sich bereits die Woche vorher bei Marlowes Tod völlig blöd verhalten. Überhaupt hat mich die Tatsache, dass die beiden Katzen binnen 10 Tagen sterben, die wir uns früh in unserem gemeinsamen Leben angeschafft hatten und die uns lange begeleitet haben, ziemlich gebeutelt. Es war auch ein erneutes zu Grabe tragen dieser Beziehung/Ehe.
Richtig grausam waren allerdings die 20 Minuten vom Anruf der Tierärztin, dass sie jetzt kommt bis sie hier war - ich habe echt völlig am Rad gedreht, Meshell hat sich sicher gefragt, was mit mir los ist... Schließlich schlief sie ruhig auf meinem Bett ein und am 17.5.09 um 19:20 Uhr war Meshell erlöst, genau 2 Wochen bevor sie 14 Jahre alt geworden wäre. Auch wenn dieser Verlust sehr weh tat, war ich in diesem Moment doch seltsam erleichtert. Ich habe Bonnie und Uneda an ihr schnuppern lassen und sie dann eingepackt. Meine Freundin Petra und ich haben sie gleich neben dem frischen Grab von Marlowe beerdigt. Ich habe sie in eine Papiertüte gelegt - Meshell hat immer sehr gerne in Papiertüten gelegen und diesen "Schutz" genossen.
Liebe Meshell, ich werde dich und deine besonderen Eigenheiten nicht vergessen. Ich hoffe, dass wir uns wiedersehen. Und ich wünsche mir, dass ich nochmal eine Katze haben darf, die so alt bei mir wird und deren Art ich so genieße, wie ich deine genossen habe.
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